Vinyl

Vinyl ist die Abkürzung von Polyvinylchlorid, das als Ausgangsmaterial für die Schallplatte genutzt wird.

 

Schon seit Beginn der Schallplattenproduktion hatte man neben Schellack auch andere Materialien ausprobiert.

 

Dazu gehörte in den USA eine Mischung aus Phenol, Formaldehyd, Holzmehl und Lösungsmittel.

Diese Platten mussten noch mit einem phenolhaltigen Kunstharz überzogen werden. Sie setzten sich nicht durch, was für Sammler interessant ist, weil sie dadurch in Europa sehr selten sind.

 

Schon 1930 brachte RCA Victor in den USA die erste langspielende Vinylplatte heraus. Sie galt aber zunächst noch als kommerzieller Mißerfolg, da die passenden Abspielgeräte fehlten.

 

Da Vinylplatten aber flexibler als Schellackplatten und dadurch nahezu unzerbrechlich waren, boten sie einen Vorteil für das Versenden zwischen Radiostationen und auch für die Herstellung von Kinderschallplatten.

 

Im Zweiten Weltkrieg verknappte sich die Schellackproduktion so drastisch, dass man in Deutschland einen Plan zum Archivieren von Altplatten entwickelte.

Auch das Verbot von Gruppen mit jüdischen Mitgliedern wie den Comedian Harmonists führte zu einem Rückgang der Musikproduktion ehemaliger Schellacklabels.

 

Die Fabriken, die den Krieg unbeschadet überstanden hatten, stellten Ende der Vierziger noch Schellackplatten her.

 

Aber 1948 kam die Columbia Records mit einer 12 Zoll Vinylplatte für  33⅓ min−1   Umdrehungen auf den Markt.

 

1949 folge RCA mit einer 7 Zoll Vinylplatte für 45 Umdrehungen. Diese kleinen Platten spielten etwa 5 Minuten. was den meisten Sätzen von Musikstücken entspricht.

 

Um den Nachteil des ständigen Wechselns auszugleichen, entwickelte man Abspielgeräte mit Wechselfunktion. Es konnten 10 bis 20 Platten übereinander gestapelt werden und der Tonabnehmer spielte sie nacheinander ab.

 

Nun musste naturgemäß die Geräteindustrie nachrüsten.

Noch waren die Schellackplatten für 78 Umdrehungen im Umlauf, für deren Gebrauch Unmengen von Stahlnadeln benötigt wurden.

Aber die neueren Vinylplatten eroberten mehr und mehr den Markt und niemand wollte mehrere Geräte zu Hause haben.

 

Seit Mitte der Fünfziger kamen darum Plattenspieler auf, die alle drei Umdrehungen spielen konnten.

Um das Problem der Schellackplatten zu lösen, entwickelte man Tonabnehmer zum Wechseln von Metallnadel zu Diamantnadel. Nur eine Diamantnadel ist für den Dauergebrauch auf Schellack geeignet.

 

Die schon seit 1907 bestehende Firma Dual war viele Jahre ganz vorn in der Produktion dieser Plattenspieler.

 

Andere Firmen spezialisierten sich auf Phonomöbel. Kuba und Nordmende sind deutschlandweit bekannt für ihre formschönen Musiktruhen und -schränke.

 

Da die Vinylplatten mit einer viel kleineren Rille, der Mikrorille gespielt wurden, die Schellackplatten aber mit der tieferen Normalrille, findet man auf den Wechseltonabnehmern ein grünes N für Normalrille und ein rotes M für die Mikrorille.

Man sollte den Tonabnehmer auch tatsächlich umstellen. Die Diamantnadel ist nahezu unzerstörbar, aber die Metallnadel wird von der Schellackplatte abgeschliffen, was sie für die Vinylplatten unbrauchbar macht.

 

In den Siebzigern hörte man auf, Plattenspieler für alle drei Umdrehungen zu bauen, weil kaum noch jemand Schellackplatten hörte.

Aus den Sechzigern existieren zwar noch einzelne Sonderpressungen wie eine Schellack der Beatles aus indischer Produktion, aber marktführend war die Vinyl.

 

Mit der Zeit experimentierte man auch mit ungewöhlichen Formaten oder Farben.

Es wurden Kinderplattenspieler für kleine Plastikplatten entwickelt, Puppen kamen auf den Markt mit kleinen Batterieplattenspielern im Rücken und Sonderpressungen in weiß oder durchsichtig begeisterten die Plattenfans.

 

Aber den Niedergang der Schallplatte konnte all das nicht aufhalten. Die Abspielgeräte waren einfach zu groß und zu empfindlich. Ein Plattenspieler lässt sich zum Beispiel schlecht in einem Auto oder beim Joggen benutzen (auch wenn tragbare Kofferplattenspieler sogar schon in den Sechzigern mit Batterie betrieben werden konnten).

Der zeitgleiche Gebrauch von Tonbandgeräten und Kassettenrekordern war der Schallplatte auch nicht hilfreich. Zwar waren Tonbandgeräte noch größer und schwerer als Plattenspieler, aber die Kassettenrekorder wurden tragbar und klein.

In den Siebzigern wurden sie schnell zum Hit einer ganzen Generation.

Dennoch kam Mitte der Achtziger Jahre die CD auf den Markt und drängte alle anderen Abspielgeräte aus dem Rennen.

 

Die Compact Disc war klein, unempfindlich und konnte fast überall abgespielt werden.

 

Die Schallplattenproduktion sank im gleichen Maß wie die CD-Produktion stieg.

Anfang 1990 verkündeten die wichtigsten Konzerne der Phonoindustrie den "Tod der Schallplatte".

 

Die CD hatte gewonnen, aber sie hielt sich dennoch nicht annähernd so lange wie die Schallplatte.

 

Schon Mitte der Neunziger Jahre kam die MP3 auf.

 

Damit war die analoge Wiedergabe von Musik beendet.

Die digitalen Speichermöglichkeiten und die Kleinheit der Geräte waren unschlagbar.

 

Aber wie ein alter Spruch sagt leben Todgesagte ewig.

 

Die Vorliebe der DJ´s für Vinyl ließ die Schallplatte nie ganz verschwinden.

Langsam wurde sie zum "Retro"-Objekt, das von modernen Künstlern heute wieder genutzt wird- wenn auch nur für Sonderpressungen oder exclusive Kleinauflagen.

 

Im Jahre 2010 fertigte man in Europa immerhin schon wieder 15 Millionen Schallplatten.

 

Die älteren Vinylplatten aus den Sechzigern und Siebzigern werden damit zu Sammelobjekten.

 

Plattenbörsen, Plattenläden und Internetplattformen für den Vertrieb von Vinylplatten nehmen zu.

 

Ob alt oder neu - wir sind auf jeden Fall dabei.